Moto Guzzi ist ein italienischer Hersteller von Motorrädern. Die Produktpalette umfasste bis Ende der achtziger Jahre Mofas (Guzzino), Motorroller (Galetto), Kleinmotorräder (Cardellino), Dreiräder (Ercole, Mulo) und Motorräder mit Hubraumgrößen zwischen 125 und 1000 cm³. Das Unternehmen gehört seit 2004 zum Piaggio-Konzern.
Seit unserem Fahrzeug, dem Modell V7 von 1966 ist Moto Guzzi bekannt für seine V2-Motoren mit längs liegender Kurbelwelle. Diese Bauweise ermöglicht einen tiefen Schwerpunkt, begünstigt einen Kardanantrieb, da nur ein Winkeltrieb (am Hinterrad) erforderlich ist, und bietet im Vergleich zum Boxermotor eine höhere Schräglagenfreiheit bei ebenfalls vorteilhaftem Massenausgleich. Bei den V-2 setzte man bei der Ventilsteuerung auf eine unten liegende Nockenwelle mit Stößelstangen, erst ab 1999 wurden bei einigen Modellen oben liegende Nockenwellen eingesetzt.
Eine weitere Besonderheit des Herstellers ist das Integralbremssystem, das seit den 1970er Jahren bei den großen Modellen eingesetzt wurde, lange bevor andere Motorradhersteller das ABS einführten: Hierbei werden die linke vordere und die Heck-Bremsscheibe vom Fußhebel, die rechte Scheibe dagegen vom Handhebel betätigt. Erst bei den aktuellen Modellen ab 2006 bietet der Hersteller stattdessen ein elektronisches ABS an.
1921 gründen der Heeresflieger Giorgio Parodi und sein Freund, der Flugzeugtechniker Carlo Guzzi, mit der finanziellen Unterstützung von Giorgos Vater Emanuele Vittorio Parodi in Genua die „Aktiengesellschaft Moto Guzzi“ mit einem Werk im italienischen Städtchen Mandello del Lario.
Die erste Maschine, die G.P. (Guzzi.Parodi), wird als Prototyp unter Mithilfe des Schmieds von Mandello im Keller des Hauses Guzzi gebaut. In einer abgespeckten Form werden bereits im Gründungsjahr 17 Motorräder als Modell „Normale“ gebaut. Wegen der engen Beziehung von Parodi und Guzzi zu Flugzeugen und im Andenken an den dritten im Bund bei der Geburt der Idee, den kurz nach dem Ersten Weltkrieg abgestürzten Giovanni Ravelli, wird als Firmenzeichen ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen verwendet.
Über die Beteiligung am Rennsport wird die Marke zunehmend bekannt. Höhepunkt war der Gewinn der ersten 500-cm³-Europameisterschaft durch Guido Mentasti im Jahr 1924. Beim in Monza ausgetragenen EM-Rennen belegte man mit der C4V neben Rang eins auch die Plätze zwei und fünf.
1925 werden in Mandello del Lario mit über 300 Mitarbeitern bereits 1200 Motorräder gebaut. Im Jahr 1928 entwickelt Carlos Bruder Giuseppe Guzzi eine zukunftweisende Hinterradfederung. Sie hat eine Dreiecksschwinge mit einem Federpaket, das längs unter dem Motor liegt, und ist den damals üblichen Federungen weit überlegen. Die damit neben den Sportmodellen angebotene „G.T.“ fährt Giuseppe Guzzi bis zum Polarkreis in Norwegen, um deren Zuverlässigkeit zu beweisen. Dies bringt der „G.T.“ den Beinamen „Norge“ ein.
1934 ist Moto Guzzi der größte Motorrad-Hersteller in Italien.
Im Jahr 1935 gewinnt der Ire Stanley Woods auf einer hinterradgefederten 500-cm³-„Bicilindrica“ als erster Pilot auf einer ausländischen Maschine das Senior-TT-Rennen bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man. In der Folgezeit stellen alle Werksrennteams auf hinterradgefederte Modelle um. Auch in der 250er-Klasse sorgt man mit dem italienischen Starpiloten der damaligen Zeit, Omobono Tenni für Furore. 1937 gewinnt Tenni den Viertelliter-EM-Titel und als erster Ausländer überhaupt mit dem TT-Rennen in der Lightweight-Klasse die Tourist Trophy.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sind zunächst kleine, billige Transportgeräte zur Massenmotorisierung gefragt. Die rapide zunehmende Nachfrage befriedigt Moto Guzzi mit dem ersten Zweitakter, der „Guzzino“ 65, von der in den ersten drei Jahren 50.000 Stück verkauft werden. Dieses Motorrad wird in den 1950er-Jahren als Moto Guzzi Cardellino weiterentwickelt. Als Konstrukteure machten sich Giulio Cesare Carcano, Lino Tonti und Umberto Todero unvergesslich. Daneben werden ab 1949 auch wieder größere Motorräder mit liegenden Einzylinder-Viertaktmotoren gebaut:
1949 Moto Guzzi Airone, 250 cm³
1949 Moto Guzzi Astore, 500 cm³
1950 Moto Guzzi Galetto, Roller mit 160 cm³
1952 Moto Guzzi Falcone, 500 cm³
1955 gibt es die Moto Guzzi V8, eine Rennmaschine mit V8-Motor
Die späten 1940er- und die frühen 1950er-Jahre stellen für das Unternehmen dank der Rennerfolge in der Motorrad-Europameisterschaft und der neu geschaffenen Weltmeisterschaft eine sehr erfolgreiche Zeit dar. Zwischen 1947 und 1948 gewinnt der Hersteller vier der sechs ausgefahrenen Europameistertitel. 1949 wird der Werksfahrer Bruno Ruffo erster 250-cm³-Weltmeister der Geschichte, 1951 wiederholt er den Titelgewinn in dieser Kategorie. In der Saison 1953 erringt Fergus Anderson für Moto Guzzi den ersten Fahrertitel in der 350er-Klasse, den er in der folgenden Saison erfolgreich verteidigt. Bis 1957 folgen mit den Piloten Bill Lomas und Keith Campbell drei weitere Titelgewinne. Danach zieht sich Moto Guzzi aus dem Rennsport zurück, da in dieser Zeit der gesamte italienische Motorradmarkt in eine existentielle Krise gerät. Autos waren gefragt, der Absatz von Motorrädern bricht rapide ein. Der Weltmeistertitel 1957 ist somit der letzte große Rennerfolg für Moto Guzzi. 1955 stirbt Giorgio Parodi, 1964 Carlo Guzzi, der nie Anteilseigner von Moto Guzzi war, sondern immer nur „technischer Berater“.
Am 1. Februar 1967 wird unter dem Namen SEIMM eine neue Gesellschaft gegründet. Es gibt wieder neue Moto-Guzzi-Modelle:
1967 Moto Guzzi V7 mit 700 cm³ / 750 cm³-V2-Motor, auch als Polizia, unser Modell mit Ural-Seitenwagen
1968 Moto Guzzi „Nuovo Falcone“ mit 500-cm³-Einzylindermotor
1973 kauft der Konzern De Tomaso Industries Inc. das Unternehmen. De Tomaso übernimmt selbst die Konstruktionsleitung.
1974 Integral-Brems-System für ihre Motorräder, ähnlich dem zwölf Jahre später präsentierten Honda CBS
Der technische Grundstock für die heutigen Modelle wird bereits Ende der 1950er Jahre gelegt. Damals entwickelte die „arbeitslos“ gewordene Rennabteilung den quer eingebauten 90°-V-Zweizylinder mit längsliegender Kurbelwelle zum Einbau in den neuen kleinen Fiat 500. Mitte der 1960er Jahre wurde dieses Motorkonzept für eine Ausschreibung eines italienischen Behördenmotorrades reaktiviert, an die Anforderungen eines Motorrades angepasst und mit einem Kardanantrieb kombiniert. Das charakteristische Merkmal der Moto-Guzzi-Motorräder sind seitdem die V-förmig seitlich aus dem Profil ragenden Zylinderköpfe.
Die beiden Produktlinien unterscheiden Tourenmaschinen, insbesondere mit dem Modell „California“, und sportliche Motorräder wie die „Le Mans“, „Daytona“ und „Centauro“.
Moto Guzzi hat jedoch immer wieder große wirtschaftliche Schwierigkeiten, bis sich Ivano Beggio als Inhaber von Aprilia im Jahr 2000 entschließt, neben Laverda auch Moto Guzzi zu kaufen und umfassend zu sanieren. Seine erste Entwicklung ist die „Rosso Mandello“, die auf Anhieb Erfolg hat.
Im Dezember 2004 übernimmt die Piaggio-Gruppe die Aprilia-Gruppe inklusive Moto Guzzi. Der italienische Motorradpool wird geboren, Moto Guzzi gehörte jetzt zu einer weltführenden Gruppe, die 1,5 Milliarden Euro umsetzt und einen gesamteuropäischen Marktanteil von 24 Prozent aufweist.
März 2005 wird der 47-jährige Daniele Bandiera als Verantwortlicher für den Neustart von Moto Guzzi verpflichtet. Am 24. März wird in Mailand das neue Modell Breva 1100 offiziell vorgestellt, mit einigen technischen Neuerungen bei der Kardankonstruktion und dem bewährten luftgekühlten V-Motor, der nun auch die Abgasnorm Euro 3 erfüllt. Produziert wird weiterhin im Werk Mandello, das nun modernisiert wird. Zum Überleben benötigt das Werk etwa 13.000 abgesetzte Motorräder pro Jahr. Moto Guzzi war auf dem besten Weg dies zu erreichen: 2006 werden über 10.000 Motorräder gebaut, nach 4000 Stück 2004 und 7000 im Jahr 2005. Dazu trägt auch die 2006 in Betrieb genommene neue Motorenfertigung bei, die bei den Feiern zum 85-jährigen Firmenjubiläum erstmals besichtigt werden kann.
(Quelle: Wikipedia)
Das Moto Guzzi Museum befindet sich in Mandello del Lario am Comer See. Genau hier wurde die legendäre Marke mit dem Adler im Jahr 1921 geboren.
Im Ausstellungsbereich können mehr als 80 Fahrzeuge bewundert werden. Neben der Firmengeschichte erhalten die Besucher auch Einblicke in die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Ein Beispiel dafür ist die Norge von 1928, die erste echte Tourenmaschine überhaupt, die von Carlo und Giuseppe Guzzi persönlich entwickelt wird. Motorräder der Sport- und GT-Serie aus den 1930er Jahren fehlen ebenso wenig wie die zwischen 1939 und 1957 enorm populäre Airone oder die legendäre Falcone, Traum vieler Motorrad-Enthusiasten in den 1950er Jahre.
Moto Guzzi steht wie kaum eine andere Marke für Motorisierung und Mobilität im Italien der Nachkriegszeit. Beispiele dafür sind die leichte 65 Guzzino oder die Wiedergeburt der Sportmaschine in Gestalt der V7 Sport in den späten 1960er Jahren.
Neben den Motorrädern der Serienproduktion widmet sich die Ausstellung selbstverständlich auch dem Rennsport. Legendäre Maschinen wie die Guzzi 4V, mit der Guido Mentasti 1924 in Monza Europameister wird, die 500er Zweizylinder von Omobono Tenni aus dem Jahr 1946 oder die weltmeisterliche Guzzi 350 von 1955 zählen ebenso dazu wie die unsrige V7, die im Juni und Oktober 1969 auf der Rennstrecke von Monza nicht weniger als 19 Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt hat!
Den Ausklang der Museums-Tour bildet der Bereich IL SUONO DELLA PASSIONE, was soviel bedeutet wie „Der Klang der Leidenschaft“. Hier kann der Besucher die Markengeschichte von Moto Guzzi noch einmal im Tonfilm erleben.
© Volker Westphal, Text Wikipedia